Bürokratie-Wahnsinn in Corvey-Toiletten

Herzrasen. Dutzende SchülerInnen laufen aus dem Klassenzimmer, Furcht und Hoffnung gleichermaßen in ihr Gesicht geschrieben. Einige wenige schaffen die Flucht in eine überfüllte, stinkende Toilette, wohlwissend, dass jedes Klopfen das Ende sein kann. Doch viele werden erwischt und müssen nun frierend, ohne Nahrung und Wasser, leidend unter ihrer Maske ihr Dasein fristen.

Diese Situation ereignet sich jeden Tag, am Beginn jeder Pause. Viele werden wissen, worum es geht. Denn jede Pause stürmt eine Spezialeinheit Lehrkräfte alle Räume und schickt alle SchülerInnen in auf den kalten, nassen Schulhof. Zu hohes Corona-Risiko. Doch lohnt es sich wirklich, die selben SchülerInnen, die sich im Unterricht noch dreißig Zentimeter nah sind und aus der selben Flasche Wasser trinken, in der Pause bei Regen mit Maske in einen überfüllten Laubengang zu schicken? Wieso können diese Schülerinnen und Schüler nicht in der Pause in einem Klassenraum sein, im Unterricht aber schon? Wenn man es genau nimmt, müsste man meinen, das Risiko würde sich sogar noch erhöhen, wenn SchülerInnen jedes Jahrgangs in den Gebäuden alle Treppen hoch und hinunter laufen und sich unten um den besten regenfreien Platz zu drängeln. Eine leichte Lücke in den so wundervoll ausgearbeiteten Corona-Reglementierungen der Schulbehörde. Doch auch diese wird langsam gefüllt. Neuerdings können SchülerInnen jedes Jahrgangs alle Treppen hoch und hinunter laufen, um in einen Aufenthaltsraum im Gebäude zu gelangen. Das interessante ist, dass diese Klassenzimmer eine niedrigere Ansteckungsgefahr zu scheinen haben als die Klassenräume der jeweiligen SchülerInnnen. Denn warum sonst, könnte man in der Mittagspause nicht einfach den Klassenraum offen lassen? Die MiPa-Aufenthaltsräume sind ein fabelhaftes Beispiel für Bürokratie-Logik. Aber die Schulbehörde muss es mit den Corona-Bestimmungen ja auch nicht immer so streng nehmen. Während an einer Ecke unnötig strenge Maßnahmen für ein lächerliches Risiko beschlossen werden, sind wirklich wichtige Maßnahmen etwas zu kurz geraten. Ties Rabe scheint sich bei diesen Maßnahmen wohl zehn Minuten vor Feierabend befunden zu haben und wollte keine Überstunden machen. Man könnte glatt meinen, diesen Bürokratiewahnsinn hätte sich ein Satiriker überlegt. Ein überaus sadistischer Satiriker.

Ein Tipp an die Schülersprecher: Die Pausen-Regeln an sich lassen sich bestimmt nicht regeln, aber als neue Pausenräume könnte man doch die Toiletten vorschlagen, oder etwa nicht?