Kommentar: Was haben die USA falsch gemacht?

In den USA herrschen schreckliche Verhältnisse. In New York und New Jersey sind die Krankenhäuser überlastet, es mangelt an Schutzkleidung und jeden Tag sterben mehr Menschen. Bereits über 7.000 Menschen mussten in New York aufgrund des Coronavirus ihr Leben lassen und innerhalb weniger Wochen hatten die USA mehr Fälle als Spanien und Italien. Und dabei sah es vor kurzer Zeit doch alles noch anders aus. Es gab vergleichsweise wenig bestätigte Fälle und Trump behauptete, das europäische Gesundheitssystem habe versagt. Es kommt sogar noch schlimmer: Während viele europäische Länder gerade auf den Höhepunkt der Fälle zusteuern, ist die USA gerade noch am Anfang. Und dabei sind die USA gar nicht schlecht aufgestellt. Auf 100.000. Einwohner kommen 25,8 Intensivbetten. Zum Vergleich: In Spanien und Italien sind das nur ca. 8-9 Betten. Schutzkleidung oder Beatmungsgeräte hat das Land auch viele. Wie konnte es also zu dieser Katastrophe kommen, wenn die USA doch eigentlich gar nicht schlecht aufgestellt waren?

Als erstes fällt auf: die USA haben konsequente Ausgangsbeschränkungen erst später verhängt. Beispielsweise Taiwan hat zum jetzigen Zeitpunkt gerade einmal 400 Infizierte, davon 6 Tote. Das Land hat sehr früh Maßnahmen gegen die Verbreitung verhängt und konnte dadurch trotz seiner Nähe zu China einen großen Ausbruch verhindern. Das ist extrem wichtig, denn je früher man handelt, desto größere Auswirkungen hat dieses Handeln. Trump hat mehrfach beteuert, dass das Coronavirus Amerika nicht treffe, dass es schon bald wieder verschwinde oder dass die Selbstmordrate aufgrund einer Wirtschaftskrise nach einer Ausgangssperre höher sei, als die Tote, die das Virus fordere. Nachdem keine Vorschrift aus dem Weißen Haus gekommen ist, haben einige Bundesstaaten also auf eigene Faust gehandelt.

Außerdem spielen noch die Tests eine große Rolle. Je mehr getestet wird, desto mehr Erkrankte gibt es. Denn die offiziellen Zahlen wie die von der Johns Hopkins Universität zeigen nur auf, wie viele bestätigte Fälle es gibt. Wird niemand getestet, gibt es also offiziell auch keine Erkrankten. Ähnlich ist es in den USA passiert. Das Global Change Data Lab und die Oxford Universität zeigen:Das Global Change Data Lab und die Oxford Universität zeigen: Während Südkorea bereits am 22. Januar erste Tests durchgeführt hat, haben die USA erst am 29. Februar angefangen. Und selbst danach haben die USA lange Zeit nur unter 100 Tests am Tag durchgeführt, Südkorea war zu diesem Zeitraum längst im Tausenderbereich.

Die Regierung unter Trump hat lange Zeit die Gefahr des Virus unterschätzt und kleingeredet. Getestet wurde erst spät, und auch nur sehr wenig. Konsequente Maßnahmen wurden erst wirklich umgesetzt, als es bereits zu spät war. Jetzt steigen die Infektionszahlen jeden Tag um über 20.000 Menschen und die Zahl der Toten ist jetzt schon ein Drittel so hoch wie die von Italien. Man kann nur hoffen, dass bald der Höhepunkt des Ausbruchs in den USA erreicht wird, und die Krankenhäuser nicht mehr überlastet sind.