Fünftklässler im Darknet

Durch geheime kriminelle Informanten aus dem Darknet  erreichte uns ein Padlet von Herrn Dr. Vaness.
Der Inhalt war größtenteils belanglos; es ging um Zeugnisausgabe und wie der Stand beim Homeschooling ist.
Doch dann werden die wirklich schlimmen Themen angeschnitten: Videokonferenzen. Nicht dass die Videokonferenzen schlecht seien, nein, es sind die Schüler.

  1. Beteiligung bei Videokonferenzen

Jeder kennt die Situation, wenn der Lehrer die Klasse dazu auffordert, die Kameras anzuschalten. Man will natürlich nicht der einzige sein, der seine ungewaschene Visage im Kontrast zu dem unaufgeräumten Hintergrund in seine Webcam hält, und so folgt auf diese Anfrage meist eine unangenehme Stille. Oder wie Herr Doktor Vaness es formuliert:

„Viele Fachlehrerinnen und Fachlehrer aus den Jahrgängen mit pubertierenden Schülerinnen und Schülern (7-9) melden zurück, dass nur wenige Schülerinnen und Schüler an den digitalen Angeboten teilnehmen. Viele Kameras der Schülerinnen und Schüler bleiben ausgeschaltet. […] Wenn Schülerinnen und Schüler neben einer schulischen Videokonferenz chatten, Videospiele machen, […| wird kein Lernerfolg zu verzeichnen sein.“

Lmao das ist mal wieder Boomer-Cringe over 9000 und zero lit. Roflcopter.
Doch bevor ich nun anfange zu analysieren, warum der Lernerfolg von Videokonferenzen  ausbleibt, auch wenn wir auf die tägliche Dosis Snake-Spielen verzichten und uns keine SMS während den Konferenzen schicken, kommen wir lieber zu…

2. Erhebliche Störungen

„Es gibt eine TikTok-Challenge unter jungen Leuten, die darin besteht Einladungen zu Videokonferenzen öffentlich zu machen, so dass sich auch Schulfremde einloggen können, um dieVideokonferenz zu stören, um eventuell dann Videoaufnahmen von Reaktionen zu machen und diese dann öffentlich zu machen. Sprechen Sie bitte mit Ihren Kindern darüber und weisen Sie sie daraufhin, dass das Verhalten strafbar ist. Und die Schule das verfolgt.“

Die Polizei bittet daher um Ihre verbindliche Mithilfe. Gesucht wird die Schülerin Fixi Hartmann und der Schüler Y. Arak.
Nein, im Ernst, diese von TikTok gewohnt humorvollen Pränks machen Videokonferenzen noch anstrengender als sie es ohnehin sind und sind darüber hinaus für das neue Anmeldeverfahren bei Iserv verantwortlich, bei dem man nach Angabe sämtlicher Passwörter und Emailadressen und Abgabe der Seele an BigBlueButton Inc. eine Stunde auf die Bestätigung und schließlich eine weitere Stunde auf die Bestätigung der Bestätigung seines Kontos warten muss. Herzlichen Dank auch.

3. DDoS-Attacken

Tatsächlich ist die Schule letzte Woche Ziel einer DDoS-Attacke geworden, sodass einige Videokonferenzen nicht stattfinden konnten.

„Diese Angriffe werden vermutlich von den Schülern selbst organisiert. Es besteht immer ein zeitlicher Zusammenhang zwischen einem Event ander Schule wie Zeugniskonferenzen, größeren Meetings oder aber dem Schulanfang um 08:00. – Des Weiteren teilen uns befreundete Unternehmen ebenfalls mit, dass Angriffe gegen dort gehostete Schullösungen extrem zugenommen haben. Ziel eines DDoS Angriffs ist es Server-Systeme mit sinnlosen Anfragen zu fluten und schließlich zu überfordern. Solche Angriffe können heutzutage bereits für sehr kleines Geld im „DarkNet“ bei kommerziellen Anbietern eingekauft und beauftragt werden. Ausgeführt werden diese koordinierten Angriffe anschließend über zuvor gehackte Server was zu einer unüberschaubaren Anzahl an IP-Adressen führt.“, heisst es im Padlet.

Man muss sagen, die Vorstellung von Fünftklässlern, die im Darknet ausnahmsweise mal keine Drogen kaufen und Menschenhandel betreiben, sondern stattdessen die Videokonferenz mit Herrn Sobisch hacken, ist doch irgendwie verlockend. Aber irgendwie ist dieses Verhalten auch abstoßend. Wer hilflose Lehrer*innen, die gerade noch schon wieder versehentlich das Internet gelöscht haben, mit DDoS-Angriffen konfrontiert, kann auch gleich den Enkeltrick probieren, sich als nigerianischer Prinz ausgeben oder FIFA-Vorstand werden. Was die Angriffe aber bestätigen: die Schüler*innen sind so verzweifelt über die Videokonferenzen, dass sie sich sogar das Hacken beibringen, um diese zu umgehen. Meine geheimen illegalen Quellen verraten mir indes, dass die DDoS-Attacken aufhören werden, wenn die 8:00-Videokonferenz abgeschafft wird …