„Ich habe viel an euch Schüler gedacht…“

Interview mit unserem Schulleiter

Wie wird es nach den Ferien weitergehen? Schule statt Sommerferien???
Diese und weiter spannende Fragen beantwortet unser Schulleiter, Christian Krümel.

Interview von: Fine (8b), Ida (6c), Pia (6c)

Hallo Herr Krümel. Schön, dass Sie sich die Zeit genommen haben.
Hallo, liebe Schülerzeitung „MyVey“.

Wie geht es Ihnen jetzt in der Zeit gerade?
Das kann ich für den Moment ganz einfach beantworten, mir geht es gut.
Wenn ihr mich vor vier Wochen gefragt hättet, dann wär ich dagegen sehr unruhig gewesen. Wir mussten in den letzten Wochen die Schule sozusagen ganz neu planen. Und das ist sehr viel Aufwand gewesen. Ich habe tatsächlich manchmal gedacht, vielleicht schaffen wir das gar nicht. Aber wir haben es geschafft und insofern, sag ich auch richtig froh, dass es mir gerade gut geht.

Haben Sie den Eindruck, dass Lehrer*innen oder Schüler*innen überfordert waren?
Zuerst einmal habe ich viel an euch Schüler*innen gedacht . Besonders intensiv war es um Ostern herum, als wir gerade vier Wochen „lockdown“ hatten. Da war alles noch sehr stressig, für euch, eure Eltern und Lehrer*innen. Von daher bin ich jetzt ganz beruhigt, dass mir viele Lehrer*innen melden, dass der Fernuterricht besser funktionierte, als wir zunächst befürchtet haben, dass auch ihr Schüler viel gelernt habt.
So würde ich nun sagen, wenn wir uns nach den Sommerferien ausgiebig Zeit nehmen, werden wir selbst die letzten Lücken im Stoff gut bewältigen. Ich werde im kommenden Schuljahr die Lehrer*innen immer wieder daran erinnern, dass ihr manche Dinge wiederholen müsst, und auch dass nochmal geprüft werden muss, ob der Stoff aus der Zeit des Fernunterrichts angekommen ist. Wenn ich euch Schüler*innen aber auf dem Hof so sehe und auch mit einzelnen spreche, dann stell ich fest, dass es den allermeisten von euch gut geht. Ich hab nicht den Eindruck, dass es übermäßige Überforderung gab, aber ich kann mir schon vorstellen, dass es bei einzelnen Schwierigkeiten gegeben hat, da werden wir nach den Ferien nochmal genau hingucken.
Und zu den Lehrer*innen: Sie haben sich viel Mühe für euch Schüler*innen gegeben und selbst sehr viel gelernt.

Sie haben ja eben schon von etwas kleineren Problemen geredet. Was war denn Ihre größte Herausforderung?
Also zwischendurch hatte ich eine Situation, da hab ich wirklich gedacht, unter mir würde sich der Boden bewegen. Die größte Herausforderung war nämlch, eine Schule zu leiten unter Bedingungen, die so noch niemand erlebt hat. Alle waren zu Hause und nicht immer leicht zu erreichen, wie sonst. Da eine Struktur zu schaffen, das war am allerschwersten.
Es war also eher etwas Psychisches, als dass es eine bestimmte Herausforderung zu einer bestimmten Zeit gewesen wäre. Deshalb hab ich mich zum Beispiel auch über alle Briefe und Rückmeldungen von Eltern gefreut, die zwischendurch gekommen sind, weil ich dadurch ein Gespür dafür bekam, wie die Schule läuft.

Jetzt mal etwas Positiveres: Gab es etwas, das Sie gefreut hat?
Was mich so richtig gefreut hat, das waren Schüler-Emails, Texte o.ä., die ich aus dem Alltag der Schüler*innen bekommen habe. Auch Berichte darüber, worüber ihr euch gefreut habt. Auf diesem Weg habe ich erfahren, dass der „lockdown“ für manche Familien sogar eine schöne, erfüllte Familien-Zeit gewesen ist.
Außerdem bin ich stolz auf mein Leiungsteam, die Lehrer*innen und Sekretärinnen.

Von wem bekommen Sie eigentlich Ihre Anweisungen?
In der Behörde für Schule und Berufsbildung gibt es drei Ebenen, einmal die Schulaufsicht, darüber den Landesschulrat und dann den Senator. Letzten Endes erhalten wir unsere Anweisungen vom Senator, diese erklärt der Landesschulrat in ausführlichen Briefen.
Außerdem sind die Vorschriften, die wir jetzt haben, z.B. das Abstandsgebot, in einer Verordnung geregelt, die kommt vom Senat und dem Bürgermeister.
Das heißt also, die Anweisungen kommen ganz zuletzt vom Bürgermeister.

Das hat ja eigentlich ganz gut geklappt hier, aber haben Sie auch mal eine Anweisung bekommen, die Ihnen nicht gefallen hat?
Ja, habe ich zwei Mal bekommen und da habe ich mit der Schulaufsicht gesprochen. Und zwar war das zum einen die Anweisung, dass die sechsten Klassen statt einmal vier Stunden Deutsch, zweimal vier Stunden Deutsch, Mathe und Englisch bekommen sollten. Das bedeutete, dass die Lehrer*innen bei euch statt vier Stunden Deutsch etc., acht Stunden unterrichten mussten. Das aber bedeutete wieder, dass ein*e Lehrer*in ein anderes Fach weniger unterrichten konnte. Dieses Problem habe ich unserer Schulaufsicht erklärt. Deswegen konnten wir das nach den Ferien anders machen.
Die zweite Anweisung, die ich wirklich nicht nachvollziehen konnte, war, dass es in den Sommerferien Unterricht geben soll, weil ich nicht glaube, dass es für die Schüler*innen in unserer Schule viel bringen würde, die brauchen nämlich auch mal Ferien.
Ich denke aber auch, dass es manche Schüler*innen gibt, die noch größere Lücken haben, die man unbedingt auffüllen muss; doch da ist es besser, wenn wir nach den Sommerferien schauen, wen das betrifft, und dann gucken, ob wir in den Herbstferien noch einmal Ferienschule anbieten sollten, auf freiwilliger Basis. Das ist mir wichtig.

Haben Sie schon eine leichte Ahnung, wie es nach den Sommerferien weitergehen soll?
Ihr habt das sicherlich im Hamburger Abendblatt gelesen, da hat der Senator – und ihr wisst ja jetzt, das ist der entscheidende Mann an der Stelle – erklärt, dass er fest davon ausgeht, dass die ersten bis sechsten Klassen tatsächlich ohne Einschränkngen starten können, bei den weiteren Klassen müssen wir nochmal sehen.
Ich habe den Eindruck, dass alle im Augenblick vorbereiten, dass der Unterricht nach den Ferien erstmal normal stattfindet, aber damit ist noch nichts versprochen!
Ich stelle mir zum Beispiel so etwas vor, dass es auf einer großen Urlaubsinsel in den Ferien wieder einen Coronahotspot gibt. Dann hätten wir plötzlich solch eine Situation wie nach den Märzferien und müssten entsprechend reagieren. Aber hoffen wir mal das Beste.

Vielen Dank für das Interview.
Danke euch und schöne Ferien. Eins muss ich noch sagen: Ich finde eure Zeitung „MyVey“ richtig gelungen, ihr macht da eine sehr gute Arbeit.