„Es war bestimmt nur lieb gemeint“
Bevor ich mit meinem Feature anfange möchte ich noch kurz etwas sagen:
Sexuelle Belästigung hat generell sehr unterschiedliche Erscheinungsformen. Da mehr als jede zweite Frau diese Erfahrung teilt, ist es sehr wahrscheinlich das eine Person in deinem Bekanntenkreis oder in deiner Familie schon einmal sexuell Belästigt worden ist. Nur ist es vielen Menschen nicht bewusst und mit diesem Feature möchte ich darauf aufmerksam machen.
Da das Thema sehr groß ist und sich sehr ausweiten kann möchte ich mich auf eine Art reduzieren. Und da ich schätze, dass viele jüngere Menschen diesen Artikel lesen werden, konzentriere ich mit bei diesem Feature auf sexuelle Übergriffe bei Teenagern auf Partys oder in der Schule und und..
(Um die Identität der Personen zu schützen die ich in meinem Feature erwähne haben ALLE Personen einen anderen Namen bekommen, dass Alter stimmt (leider wirklich)).
„Es war bestimmt nur lieb gemeint“ ,sagt Maria, eine 15 jährige Schülerin, die in Hamburg lebt.
Wir sitzen draußen in einem Park und sie erzählt mir von ihrem Schicksal.
Sie war das erste mal mit Ihrer Besten Freundin auf einer Party – doch es war irgendwie doch nicht so, wie sie sich es vorgestellt hat.
„Da waren halt auch Jungs, aber die kamen Anfangs eigentlich sympathisch rüber.“, Maria wurde auf der Party von einem noch nicht volljährigen Teenager sexuell Belästigt.,, Er hat mich an Stellen berührt wo ich das nicht wollte, und auch nach einem klarem Signal hat er nicht aufgehört.“
Manche denken bei Sexuellen Übergriffen direkt an eine Vergewaltigung oder ähnliches, aber auch jeglicher Körperkontakt, der einer Person zu weit geht, ist schon ein sexueller Übergriff und kann genau so schädigend für die Psyche sein.
Auch Maria denkt immer noch an diese Situation und war sich auch lange Zeit gar nicht sicher ob sie wirklich ein Opfer von sexueller Belästigung wurde.
Sexuelle Übergriffe unter Jugendlichen ist die häufigste Form Von sexueller Belästigung.
74,2% der Frauen und 27,2% der Männer wurden schon einmal sexuell Belästigt, doch nur für 35,4% wurde dies nicht als bedrohlich empfunden oder gar nicht erst als sexueller Übergriff empfunden, dass heißt das viel mehr Leute sexuell Belästigt werden, obwohl sie es selber nicht richtig merken. Und dies scheint schon als großes Problem.
Bei Teenagern liegt die Quote von Straftaten die unter Sexualdelikte stehen bei ungefähr 8,5%. Diese Zahl bezieht sich auf alle Sexualstraftaten die 2019 in Deutschland passiert sind.
Bei diesen Zahlen sind nur Straftaten angegeben, die Angezeigt wurden, aber die meisten Übergriffe passieren wie schon gewähnt ganz unterschwellig und ist den Betroffenen meist gar nicht bewusst und noch schlimmer, manchmal ist es den „Straftätern“ auch nicht bewusst, dass sie mit einer Berührung oder Handlung (wie zum Beispiel einem Kommentar zum Aussehen oder eben eine leichte Berührung) schon zu weit gehen und somit einen Teil dazu beitragen warum sich so viele Frauen unwohl auf den Straßen fühlen.
Ganz häufig passieren diese unbewussten Übergriffe eben bei Jugendlichen, die denken wenn sie auf einer Feier ein Mädchen berühren und dann lachend mit ihren Freunden weggehen, dass das gar kein großes Ding ist. Doch wenn so etwas mehrmals, oder es reicht auch nur dieses eine mal, passiert, dann kann das schon zu Unsicherheiten führen.
Aber was vor allem in so jungen Jahren passieren kann, ist dass sich solche sexuellen Übergriffe in den Köpfen der „Kinder“ so festsetzt als wäre es normal. Somit „lernen“ junge Menschen schon, dass es „normal“ ist so mit anderen Menschen umzugehen und dass das ganze keine grüße Sache ist.
Aber dabei ist das ganz und gar nicht normal. Seit 1993 bis 2008 verdreifachten sich die Zahlen bei jugendlichen gegen die sexuelle Selbstbestimmung.Es gibt tatsächlich nicht allzu viele Fakten zu dem Thema, da die meisten Übergriffe tatsächlich richtige Vergewaltigungen oder eben Straftaten sind die zu einer Anzeige gebracht werden.
Aus dem Grund wurden ein paar Schüler vom Gymnasium Corveystraße gefragt, ob sie schon einmal das Gefühl hatten, dass jemand mit einer Berührung oder Worten einem zu nahe gekommen ist.
Hattest du schon mal das Gefühl, dass jemand mit Berührungen zu weit gegangen ist?
Mädchen (14) -Ja
Mädchen(15) -Nein
Junge (15) -Nein
Mädchen(13) -Ja
Mädchen(14) -Nicht sicher
Junge(14) -Ja
Mädchen(15) -Ja
Mädchen(12) -Ich denke schon
Junge (16) -Nein
Mädchen (12) -Joa
Mädchen (16) -Auf jeden Fall
An der Tabelle kann man sehen, dass sieben von zehn Kindern schon einmal so eine Erfahrung gehabt haben. Man sieht das mehr als die Hälfte der befragten Kinder schon mal so ein Gefühl hatten und das ist schon eine Tatsache welche einen Beunruhigen sollte.
Auch die Zahlen der Beratungskontakte bei Gewalt gegen Frauen, also die Frauen die sich beim Hilfetelefon gemeldet haben, ist sehr stark gestiegen. Von 2013 bis 2019 wurden insgesamt 230.000 Beratungen über das Hilfetelefon getätigt. Dass sind unglaublich viele und man muss bedenken, dass diese Zahlen nur ein kleiner Teil der Betroffenen sind.
Im letzten Jahr (2019) gab es 44.700 Beratungskontakte, auf ganz verschiedene Weise. Man kann sich beim Hilfetelefon per Telefon, aber auch per Chat oder Email melden und dort mit verschiedenen Beratern/innen kommunizieren.
„Die meisten Leute fühlen sich wohler wenn sie nicht direkt mit einer fremden Person reden und greifen deshalb eher auf das Chatsystem zu oder schreiben eine Email.“
Manche Betroffene gehen auch zu Psychologen/ Therapeuten. Und um wieder auf das eigentliche Thema zurück zu kommen wurde ein Kinder und Jugendpsychologe zu dem Thema interviewt. Und um erst mal die Hauptfrage beantwortet zu bekommen, wurde gefragt, ob überhaupt sexuelle Übergriffe bei Jugendlichen in der Praxis zum Gespräch führen.
„Ja, sexuelle Übergriffe kommen leider häufig vor. Obwohl Mädchen und Jungen betroffen sind, hatte ich bisher
ausschließlich Mädchen, die deshalb zu mir gekommen sind.“ , sagt Frau Dr. Mara Aues, eine Kinder und Jugendpsychologin.
Als Psychologe wird man nicht direkt auf so eine Situation vorbereitet, dass schildert uns Frau Aues auch nochmal genauer: „Im Psychologiestudium muss man keine Berührungspunkte mit dem Thema haben. Um TherapeutIn zu werden, machen wir nach unserem Studium eine mehrjährige Weiterbildung. In dieser Weiterbildung besuchen wir viele Seminare, auch zu sexuellen Traumata. Die meisten TherapeutInnen arbeiten aber erst mit Ofen sexueller Übergriffe wenn sie zusätzlich Fortbildungen zu dem Thema besucht haben. IN diese Fortbildungen gehören auch Übungen/Anleitungen um mit solchen belastenden Themen persönlich umzugehen.“ darüber, ob es gut oder schlecht ist im „richtigem“ Studium nicht das Thema als Punkt zu haben, lässt sich streiten.
Doch wie ist es mit den langfristigen Folgen von einer solchen Tat?
„Das ist sehr unterschiedlich, zum einen reagieren/verarbeiten Menschen ganz verschiedne, zum anderen macht es einen großen Unterschied, ob ein Übergriff einmalig (= Monotrauma) oder wiederholt stattgefunden hat. Viele Menschen reagieren vorübergehend mit Alpträumen, erhöhter Schreckhaftigkeit und Intrusionen (= Flashbacks, also plötzliches Erinnern und sich dabei wie in der Situation selbst fühlen, diese Flashbacks können auch getigert werden, d.h. durch eine Kleinigkeit ausgelöst wie z.B. die Umgebung, die an den Tatort erinnert oder auch nur ein Geruch oder ähnliches). Wenn Mensch lang unter diesen Folgen leiden sprechen wir von einer Posttraumatischen Belastungsreaktion, die kann unbehandelt Jahre lang anhalten.“, es gibt also sehr verschiedene Arten wie mit so einer Tat umgegangen wird, doch im Endeffekt begleitet so ein Erlebnis einen für immer und das kann niemand heilen.
Doch auch für die jeweiligen Psychologen müssen mit solchen Taten umgehen können und um heraus zu finden wie es für einen Psychologen ist, wurde Frau Dr. Mara Aues genau diese Frage gestellt. „ Ich bin immer wieder schockiert was Menschen anderen Menschen antun, besonders hart finde ich wenn Menschen Schutzbefohlenen Schaden zufügen. Gleichzeitig bin ich froh, dass die Betroffenen den Weg & Mut gefunden haben zu jemandem wie mir zu kommen und sich professionelle Hilfe zu holen.“
Und nicht nur Frau Aues wurde nach einem Interview gefragt, sondern auch noch einige mehr. Doch die anderen Psychologen hatten nicht die „Kapazitäten“ , für ein solches Interview. Ist das Thema also doch nicht so wichtig oder ist es so gefährlich darüber zu sprechen, dass man sich vorsichtshalber nicht zu dem Thema äußert?
Erst seit neuestem ist bekannt geworden, dass Jugendliche nicht nur Opfer von Sexualdelikten sind sondern auch häufig Täter solcher Taten sind.
Gründe warum ausgerechnet Jugendliche untereinander so mit einander umgehen sind beispielsweise die familiäre Situation und allgemein die soziale Situation oder auch der Einfluss von Drogen, mit welchen die Kinder in dem Alter noch nicht gut umgehen können und auch nicht ihre eigenen Grenzen kennen.
Ein Problem dabei ist eben auch der Alkoholverkauf, welcher hier in Deutschland schon ab 16 Jahren erlaubt ist. Leider sind junge Menschen sehr leicht zu manipulieren, so lassen sich viele Teenies durch Gruppenzwang dazu überreden doch ein wenig was zu trinken, und so ist der Alkoholkonsum nicht förderlich für das Verhalten der jugendlichen.
Experten sagen, dass das Nervensystem von Kindern/Jugendlichen viel empfindlicher auf Alkohol reagiert, als das von den Erwachsenen. Ein Kind kann schon bereits bei 0,5 Promille bewusstlos werden.
Und durch diesen leichtsinnigen Umgang mit solchen Drogen, finden solche Vorfälle eben vor allem bei Jugendlichen statt.
„Bei der letzten Party haben drei Jungs ein Mädchen total abgefüllt. Als sie total betrunken war und sich nicht mehr wehren konnte, haben sie das Mädchen ausgezogen, überall begrapscht und Fotos gemacht. Ich hoffe, das passiert mir nie.“
„Beim Schulfest kamen Lisa und ich uns näher – wir haben auf dem Pausenhof geknutscht und sie hat mich dann in eine Ecke geschoben und mir ihre Hand in die Hose gesteckt – das ging mir viel zu schnell… Gesagt habe ich nichts – sonst denkt sie vielleicht, ich finde sie nicht gut.“
„Als Rache dafür, dass ich Schluss gemacht habe, hat meine Exfreundin Nacktfotos von mir, die wir mal gemacht hatten, bei Facebook eingestellt – das finde ich richtig mies.“
https://www.familienhandbuch.de/babys-kinder/entwicklung/jugendliche/herausforderung/SexuelleUebergriffedurchJugendliche.php#:~:text=Sexuelle%20%C3%9Cbergriffe%20unter
%20Jugendlichen%20sind,erzwungene%20sexuelle%20Handlungen%20durch%20Gleichaltrige.
Und das sind nur ein paar Aussagen von vielen weiteren. Auch die Interviewpartnerin Maria hat solch eine Situation erlebt doch psychische Folgen hat sie, bis jetzt, davon nicht mitgetragen :,, Klar denk ich manchmal daran zurück, aber ich habe nicht das Gefühl das dass Erlebnis mich in meinem Leben beeinträchtigt.“
Aber es ist auch möglich, dass sich solche Folgen erst in weiteren Jahre zeigen. Da es sein kann, dass man die Tat in der ersten Zeit versucht zu verdrängen. Doch Maria hat das Glück, dass sie offen und mehrere Male mit ihrer Mutter und ihren Freunden darüber sprechen konnte. Und Maria hat viele Pläne in ihrer Zukunft und lässt sich von dieser Erfahrung nicht beeinflussen.
Wenn Maria heute daran zurück denkt, wird sie zwar nachdenklich, aber man spürt die Stärke in ihr. Durch ihre offene Art und viele Gespräche hat sie den Teil ihres Lebens mit viel stärke gemeistert.
Vorschläge für Hilfe:
Hör auf dich selbst und kenne deine Grenzen (Versuche selbst zu merken wann es für dich zu weit geht. Steh für dich ein.
Hilfetelefon/ Hilfechat
Kommuniziere!! Suche Vertrauenswürdige Personen denen du dich öffnen kannst.
Nummer gegen Kummer @116111
Kinder- und Jugendnotdienst https://www.hamburg.de/leb/kjnd/