Theater trotz Corona: Woyzeck von der 10b & Herrn Pillat

Die Corona-Krise hat vieles an der Schule verändert, doch nichts wurde so sehr zurückgelassen wie die Kunst und Kultur.
Keine Chor-Auftritte, kein Poetry-Slam und vor allem keine Theaterstücke.
Die meisten Theater-Kurse haben sich dazu entschieden, gar keine Aufführungen zu geben, einige wenige präsentieren ihr Stück beispielsweise über ein Padlet. Was will man auch mehr erwarten in einem Jahr, das zu großen Teilen aus Homeschooling bestand? Herr Pillat und die 10b haben jedenfalls jede mögliche Erwartung übertroffen.

Zuerst zu den Fakten: gespielt wurde das Stück Woyzeck von Georg Büchner – und das nicht als Aufzeichnung sondern tatsächlich vollkommen live auf YouTube. Um 19:30 einmal am Sonntag, ein zweites Mal am Montag konnte man dem Livestream beiwohnen. Für alle weiteren Infos kann man sich die Mail von Herrn Pillat auf Iserv durchlesen, die beiden Streams sind noch im Nachhinein auf YouTube aufrufbar (Aufführung Sonntag ; Aufführung Montag)

Herr Pillat ist für seien großartigen Aufführungen bekannt; nicht nur das Schauspiel selbst, sondern auch das einprägsame Bühnenbild und das Zusammenspiel von Licht und Ton machen die Stücke zu etwas besonderem.
Wie aber kann man das auch digital, ja sogar als Livestream schaffen? An dieser Frage sind auch viele andere Aufführungen während der Corona-Pandemie gescheitert. Eine Aufführung eines Stückes wie Woyzeck, das noch im 19. Jahrhundert spielt wäre in einem Zoom-Meeting einfach nicht glaubwürdig, wirkt künstlich und albern. Auch für die Schauspieler*innen selbst ist es natürlich schwer, so zu tun als stünden sie tatsächlich vor echten Menschen, wenn sie in Wirklichkeit gerade in ihrem Sessel vor einem Bildschirm sitzen. Die Lösung bei dem Stück der 10b ist: Es wird gar nicht erst versucht, so zu tun als ob. Das Stück spielt in der Gegenwart, die Figuren arbeiten bei Lieferando, schreiben sich über WhatsApp und treffen sich in Zoom-Meetings. Es ist erstaunlich wie detailreich das Original in eine moderne Fassung übertragen wurde. Alles in allem ist es wirklich authentisch, was nicht zuletzt dem Talent der Schauspielenden zu verdanken ist, die sehr gelassen und realistisch gespielt haben und auch bei kleineren Technik-Problemen cool geblieben sind.
Ebenso detailliert ist das technische Setup; wie erwähnt wird mit vielen verschiedenen Medien, wie Zoom, Instagram und WhatsApp gearbeitet, es gibt verschiedene Kameraperspektiven und Außenaufnahmen, Fotos, Sprachnachrichten und so weiter und so fort, was allem eine gesunde Abwechslung verschafft. Hier ist auch bemerkenswert, auf was für ein Timing es ankommt: Wer ruft wen wann an, schreibt wann welche Nachricht etc. Ganze Chatverläufe und Accounts, die für das Stück gar nicht wichtig wären, wurden mit Bedacht auf die Persönlichkeit der Rolle erstellt. Der Aufwand wirkt nur noch größer wenn man bedenkt, dass die Aufführung mehr als eine Stunde und fünfzehn Minuten lang ist, eine Länge, die meisten Stücke des Corveys nicht einmal unter normalen Bedingungen erreichen.
Fazit: Die Aufführung von Woyzeck ist ein voller Erfolg. Anstatt die Qualität herunterzuschrauben haben die 10b und Herr Pillat den Aufwand erhöht um die Qualität zu halten.