Kanada Austausch, wie läuft eigentlich so ein Bewerbungsverfahren ab?

Im Mai 2020 habe ich eine Mail von meinem Englischlehrer erhalten, in der Infos zu einem Austauschprogramm nach Kanada standen und wo ich mich als Schülerin anmelden konnte beim Behördlichen Kanada Austausch mit zu machen.
Letztendlich habe ich mich für den Austausch beworben, weil ich mich sehr für neues interessiere und sowieso gerne nach der Schule ein Au Pair Jahr gemacht hätte. Aber an einen Austausch hatte ich eigentlich nie gedacht, nicht weil ich darauf keine Lust hätte, sondern weil es finanziell für mich sehr unvorstellbar gewesen wäre, einen Austausch zu machen.
Deswegen habe ich mich natürlich umso mehr darüber gefreut, dass es auch möglich ist einen Austausch zu machen, bei dem man finanziell unterstützt wird und eben nicht alles alleine zahlen muss. Wenn es die Möglichkeit gegeben hätte, hätte ich mich wahrscheinlich auch für einen Austausch beworben, der länger als 3 Monate geht.
Außerdem freue ich mich total auf die Erfahrungen die ich in Kanada machen werde und darauf die Sprache besser kennenzulernen, wie auch die Kultur und Natur. Und natürlich freue ich mich auch darauf einen Austauschschüler hier in Deutschland zu haben und ihm unsere Kultur, Städte und natürlich den Hafen zu zeigen;)
Schließlich habe ich meinem Lehrer auf die Email geantwortet und meinte, dass ich Interesse an so einem Austausch Daraufhin schickte er mir eine Mail mit einem Link zurück
Dort konnte mich dann direkt bei dem Austauschprogramm bewerben und bekam auch sofort eine Antwort in der stand, dass ich noch vor Beginn der Sommerferien per Mail informiert würde, ob meine Schule mich ausgewählt habe.
Kurz vor den Sommerferien habe ich dann von meinem Englischlehrer die „Nachricht“ erhalten, dass unter den zwei Ausgewählten von unserer Schule auch ich bin. Kurz darauf kam dann auch die Mail der Behörde, in der stand, dass ich bis zum 14. August Zeit hätte mein Bewerbungsprofil zu zu übermitteln und bis zum 15. September die „erforderlichen Anlagen“ einzureichen.
Das war auf einmal sehr für mich. Erst einmal hatte ich anfangs gar nicht der Einstellung wirklich ausgewählt zu werden und plötzlich hatte ich kaum Zeit meine Bewerbungsunterlagen vorzubereiten.
Somit war ich schon mal eine Runde weiter. Leider wurde mir nicht gesagt, wer als zweites von unserer Schule ausgewählt worden ist, im Endeffekt war das aber auch nicht wichtig.
Weiter ging es dann damit, dass ich die typischen Bewerbungsunterlagen hochladen musste (für die die es interessiert darunter waren, eine Fotocollage von mir und meinen Freunden bzw. Hobbys, ein Brief den wir an unsere potenziellen Austauschpartner schreiben sollten, einmal ein Infoblatt in welches man Dinge über sich reinschreiben sollte und natürlich auch noch die Einverständniserklärungen der Eltern). Nachdem ich das hochgeladen habe hab ich eine Bestätigungsmail bekommen und eine Einladung zu einem „Vorsprechen“ im November.
Wie man merkt ging im Endeffekt alles doch sehr schnell und als ich dann die Einladung zum Vorstellungsgespräch bekommen habe, habe ich erst wirklich realisiert das ich wirklich eine Chance darauf habe für drei Monate nach Kanada zu gehen. Also habe ich schon im September angefangen mich auch das Gespräch vorzubereiten 😉
Die Vorstellungsgespräche liefen wie folgt ab: Man wurde in eine Gruppe mit vier anderen Bewerberinnen von verschiedenen Schulen aus Hamburg eingeteilt und hat sich in einer Schule getroffen. Hier war eine Lehrerin, die an der Organisation des Austausches beteiligt war und hat sich mit uns fünf in einen Klassenraum gesetzt. Kurz vor meiner Gruppe war auch schon eine andere und die Bewerber, die nach uns dran waren standen schon im Wartezimmer.
Ich saß also, in peinlicher Stille gehüllt, mit vier fremden Menschen in einem Stuhlkreis und lächelte freundlich, bis die Lehrerin die unangenehme Stille brach mit einem „Hallo Zusammen“.

Für mich war das erst mal eine Erleichterung, weil ich dachte, dass das ganze Gespräch auf Englisch verläuft, aber die Lehrerin hat uns erklärt, dass wir die meiste Zeit auf Deutsch auf ihre Fragen antworten sollen und nur ein kleiner Teil auf Englisch sei wird.
Eigentlich waren es ziemlich normale Fragen:
Wieso solltest ausgerechnet du nach Kanada?
Warum hast du dich für Kanada entschieden?
Dann auf Englisch: What would you like to do with your exchangepartner here in Hamburg?
Und wieder auf Deutsch: Was willst du am meisten in Kanada machen?
Wie gehst du mit sozialen Kontakten um?
Im Endeffekt war es für mich persönlich einfach nur ein ganz normales Gespräch mit vier fremden Personen.
Wir hatten auch nur 30 Minuten Zeit für das Gespräch , weil nach uns schon direkt die nächsten an der Reihe waren. Am Ende hatte man dann Zeit für Fragen und schon war das Gespräch vorbei. Jetzt im Nachhinein denke ich mir, dass ich mir viel zu viele Gedanken gemacht habe, weil zum Schluss doch die Persönlichkeit und der Charakter zählt und das Vorstellungsgespräch schon so schnell wieder vorbei war.
Jetzt kommt aber der große Plottwist! Uns Bewerbern wurde gesagt die Leute die mit zum Austausch können würden ausgelost. „Wozu also ein Bewerbungsgespräch wenn sowieso nur ausgelost wird? Waren also doch die ganzen Mühen umsonst?!“ fragte ich mich
Ich bin ehrlich waren das die schlimmsten drei Monate der ganzen Wartezeit. Ich habe täglich auf die Mail gewartet in der drinsteht ob ich die auserwählte glückliche Gewinnerin bin. Nach ewig langem Warten kam dann die Mail in mein Postfach geschossen: Liebe Josefine, du bist beim Kanada Austausch dabei!
Da hab ich aber echt Glück gehabt.
Das wars fürs erste. Jetzt heißt es wieder warten. Warten bis die Kanadier fertig mit ihren Bewerbungen waren. Nur ist das Problem, dass ich mir immer noch nicht sicher sein kann, ob der Austausch stattfindet. Warum? Corona… blöd gelaufen.
Planmäßig sollte der Austausch 2021/22 stattfinden, für mich hieße das, dass ich genau zu den Vorbereitungsphasen fürs MSA wieder hier in Deutschland gewesen wäre, aber wie man so schön sagt, ein Satz mit X das war wohl nix.
Ich habe eine Email mit der Nachricht erhalten, dass der Austausch verschoben werden muss und dass ich dann die Vorbereitungsphase in Kanada verbringe und rechtzeitig zu den Prüfungen zurück in Deutschland bin. Davon hab ich mich nicht abschrecken lassen, wir konnten uns dann aussuchen ob wir trotzdem bei dem Austausch mit machen wollten oder doch lieber jetzt aussteigen wollten. Jetzt hab ich mir aber für das alles schon so viel Mühe gegeben, dass ich jetzt auch mitfahren wollte, also schrieb ich eine Mail zurück mit der Bestätigung, dass ich trotzdem teilnehmen möchte.
Das war vor ca. einem Monat. Bis jetzt gab es noch keine Rückmeldung. Also bleibe ich jetzt erst mal hier geduldig auf meinem Sessel sitzen und warte auf ein Zeichen.