Sport ist Mord, Sport in der 10. Klasse
Lautes Gebrüll, Stampfen und Rennen, Bälle die auf den Boden prallen, an einigen Stellen ein leises Applaudieren. So klingt der Handball Sportunterricht in der Klasse 10b des Corvey Gymnasiums.
15 Schüler sind in zwei Teams aufgeteilt, grün und blau, die Erzfeinde des heutigen Tages.
Der Versuch des Grünen Teams, jeden einzelnen Spieler zu decken scheitert, die kleinste deckt jemanden der nicht ansatzweise ihrer Größe entspricht. Eine Unternehmung, die nur scheitern kann. Vielleicht fällt es ihnen im laufe des Spiels noch auf.
Ein groß gewachsener Junge sucht vergeblich nach einer Anspiel Möglichkeit, mit den Worten: „Hier ist ja gar nichts frei!“ Gut erkannt von dem jungen Herren. Doch eine Mitspielerin schaltet schnell genug und läuft sich frei. Jetzt hat der Junge eine Anspiel Möglichkeit und wirft einen gezielten Wurf genau… über das Mädchen, welches sich frei gelaufen hat.
Jetzt hat das grüne Team den Ball.
Doch es braucht nicht lange schon hat das blaue Team, welches sogar in der Unterzahl ist, doch den Ball zurück erkämpft und zielt auf eines der vier Tore. Doch auch dieser Versuch zu Punkten scheitert, da ein Junge des Grünen Teams mit einem epischen Sprung den Wurf aufhält.
Einige Minuten geht das spiel so weiter, doch dann muss der Schiedsrichter alias die Lehrerin einschalten: „Stopp! Einwurf grün! Der Ball wurde mit dem Fuß gestoppt.“
Das blaue Team ist erschüttert über dieses angebliche falsche Spiel und nach kurzem Ärgern geht das spiel auch schon prompt weiter.
Ein Pfiff! „ Noch eine Minute!“ ruft der Schiedsrichter.
Panik in den Augen der Grünen, wie sollten sie dieses Spiel jetzt noch gewinnen.
Ohne den genauen Punktestand zu wissen wird das Spiel beendet und die Schüler werden dazu aufgefordert sich in einen Kreis zu setzen.
Jetzt kommt die theoretische Besprechung. Die Schüler sitzen mit der Lehrkraft in einem Kreis und besprechen was beim Spiel eben gut und nicht so gut geklappt hat, und fragen Fragen die zu klären sind.
Nachdem alle das spiel Revue passiert haben lassen geht es jetzt zum Zweikampf rüber. Die Lehrerin pickt sich einen Schüler raus fordert ihn zum stehen auf und demonstriert wie man einen Gegenspieler „schiebt“. Daraufhin folgt die Frage eines Schülers: „ Darf ich ihn auch schubsen?“ Gelächter. Die Lehrerin bleibt seriös und erklärt, dass man den Gegenspieler nicht schubsen darf/soll, sondern schieben und drücken.
Diese Diskussion über Foul und nicht Foul und wie viel Körpereinsatz gefragt ist geht noch ein paar Minuten weiter.
Doch nicht jeder Schüler beteiligt sich an dieser höchstinteressanten Diskussion, zwei Schülerinnen tuscheln mit einander, aber unauffällig genug um nicht aufzufallen, eine andere starrt mit lehren Blick in Richtung Fenster, an was sie wohl denkt, sehnt sie sich nach der Freiheit?
Jetzt, jetzt ist das Gespräch zu Ende und alle Schüler finden sich zu zweier Teams zusammen um das Foulen (den Zweikampf) aus zu probieren.
Doch das ganze ohne Ball. „Ohne Ball?“ , fragt eine Schülerin mit einem Ball in der Hand. „Ja, ohne Ball.“ , antwortet die Lehrerin ohne Ball in der Hand.
„Also ohne Ball.“ , fragt ein Junge seinen Partner. „Jup ich glaube schon.“ , antwortet sein Partner. Vielleicht wurde die Aufgabe nicht klar genug gestellt, nur eine Vermutung.
Fast alle haben schon angefangen, da fragt eine Schülerin in den Raum: „ Oh wir sollen ohne Ball machen.“ Darauf gibt es von niemanden mehr eine Antwort. Schnell bringt sie den Ball wieder zurück und auch ihr Team fängt jetzt an.
Trampeln, schnelle tanzende Schritte gehen über den Boden. Nach Handball sieht es eher weniger aus. Eher wie Wrestling. Wir sind vom Handball Unterricht zum Wrestling Unterricht gewechselt.
Diese Körperlichen Attacken gehen mehrere Minuten lang. Gelächter von den Mädchen und Ernste und angestrengte Mienen bei den Jungs. Es wird gedrückt und geschoben und an einigen Stellen auch mit den Händen geschlagen oder mit den Füßen getreten.
Auch die Lehrerin hat langsam genug vom Wrestling und es geht über zum Ball. Das gleiche sollen die Schüler nun versuchen mit einem Ball in der Hand. Jetzt sieht es schon eher aus wie Handball. Voller Energie und mit Sprungkraft wie ein Superheld verteidigt ein Junge seinen Ball. Doch an der Fairness der Zweier Teams ist auch zu zweifeln. Der kleinste Junge versucht gegen den größten anzukommen. Da ist auf jeden Fall noch Verbesserungsbedarf.
Genug gezweikämpfert und jetzt wird der Torwurf geübt, aber dafür braucht man Tore. Alle fangen an gemeinschaftlich zu helfen alles aufzubauen, fast alle, vier Mädchen sitzen mitten in der Halle auf dem Boden und quatschen lachen und tratschen. Das gefällt der Lehrerin nicht und mit einem scharfen Ton werden sie aufgefordert mit zu helfen. Mit blamierten Mienen trottet die Viererclique davon.
Tore sind aufgebaut und zwei Gruppen bilden sich. Wie im Bilderbuch. Auf der einen Seite die Jungs auf der anderen Seite die Mädchen. Das was sich hier abspielt ist sehr klischeehaft. Die Mädchen fangen direkt an, sie stehen in einer Reihe und nacheinander wirft jeder aufs Tor, während auf der anderen Seite die Jungs auf einem Haufen verteilt mit zwei Handbällen Fußball spielen.
Doch nach ca drei Minuten Fußball fangen auch sie an auf das Tor zu werfen. Das mit der Reihe klappt noch nicht so gut, aber man erkennt ein wenig Konzept in der Idee. Diese Übung geht ein paar Minuten so weiter und langsam kommen wir dem Ende nah.
Mehr als die Hälfte des Unterrichts ist schon vergangen und jetzt endlich wird das richtige Handball gespielt. Zwei Amateur Teams die mit Herz und Seele den Sieg für sich wollen. Ein unglaublich spannendes Duell.
Das spiel geht nur wenige Minuten da die restliche Zeit nicht mehr reicht. Blau macht ein Punkt nach dem anderen und geht zum Schluss mit 3:0 aus dem Spiel. Schweiß überströmt bauen die Schüler wieder gemeinschaftlich die Tore ab und der Unterricht ist für diese Woche beendet. Mit Vorfreude auf nächste Woche gehen die Schüler in die Umkleide und machen sich fertig für die folgende Doppelstunde Mathematik.