Wie wir auf Kosten der Umwelt unsere Probleme weg kaufen

Rekordumsätze bei Versandunternehmen wie DHL und Hermes- Im Jahr 2020 wurden so viele Pakete verschickt wie noch nie. Alleine DHL lieferte rund 1,8 Milliarden Pakete letztes Jahr aus. Das sind ein Fünftel mehr als noch in 2019. Neben der stetig steigenden Popularität des Internets ist vor allem eines die Ursache: Corona.Schon wieder kann es sich mit einem Rekord schmücken.
Dieser „Versende-Wahn“ ist gut für die Paketlieferdienste und schlecht für die Umwelt.
Aber warum kaufen wir momentan so viel im Internet ein? Gerade im Lockdown können wir ein bisschen Freude gut gebrauchen und psychologisch betrachtet macht das Einkaufen über kurze Sicht glücklich. Mit der einhergehenden Vorfreude über ein neu ergattertes Teil erfüllen wir vor allem unsere Wünsche und selbst gesetzten Ziele, was uns stolz und glücklich macht. Wenn die erstandene Übergangsjacke oder die neue Mom-Jeans dann aber vor uns im Kleiderschrank hängen, ist das Hochgefühl des Kaufs schon wieder verflogen.

Oft geht es einfach nur um den Kauf, und nicht um die erstandene Ware. Diesen Umstand sollten wir uns bewusster vor Augen führen.

Keine Sorge, ich will euch euer Glück nicht madig reden, so kurz es auch sein mag. Doch das ständige „Hin- und Hergeschicke“ strengt nicht nur unsere Postboten, sondern auch die Natur stark an. Natürlich kann man im Lockdown nicht in Läden gehen, um sich die Lieferung zu ersparen, doch es sind nicht nur Bestellungen, die Paketmüll und CO2 verursachen. Durchschnittlich ist jedes sechste Paket eine Retoure. Und die gehen der Umwelt genauso zur Last. Es kostet den Hersteller lediglich 85 Cent, eine Ware zu verschrotten, anstatt sie teuer zu reparieren und wieder aufzubereiten. Aus ökonomischer Sicht ist es für ihn tatsächlich günstiger, Retouren einfach wegzuwerfen.
Um die erschlagende Menge weggeschmissenen Artikel zu minimieren, existieren Retourenmanagementunternehmen. Sie bearbeiten bis zu 200.000 Retouren an einem Tag und versuchen alles, was sie finden, wiederzuverwerten.
Das ,,Retourenhandling“ beinhaltet das Identifizieren, Verifizieren und Verkaufen zurückgeschickte Ware. Im großen Stil und mit den richtigen Kontakten lohnt sich das Aufhübschen der Retouren also doch. Zusätzlich wird der Umwelt gedient: bearbeitete Ware ist langlebiger und finden so vielleicht doch noch ihren Liebhaber, denn was des einen Müll, ist des anderen Schatz.
Wenn die Retoure aber stark beschädigt ist, sodass sich eine Reparatur nicht lohnen würde, muss sie verschrottet werden. In seltenen Fällen, wie bei Plagiaten, muss das Produkt nach Gesetz aus dem Verkehr gezogen werden. Plagiate sind allerdings nicht die einzigen spannenden Retouren.
Manchmal erlauben sich Kunden dreiste Aktionen. Dann werden statt Legosteinen ungekochte Nudel in die Tütchen gepackt, damit sie genau so in der Packung rascheln. Es kam auch schon vor, dass eine lebende Katze in einer Waschmaschine versendet wurde. Ihr ging es aber zum Glück gut. Bei solchen Retouren ist der Anbieter nicht verpflichtet, das Geld zurück zu erstatten.

Trotz der Retourenmanagementunternehmen gibt es aber leider immer noch zu viele Retouren, deren Inhalt nicht mehr gerettet werden kann. Was können wir dagegen tun?
Wir können bewusster unsere Käufe abwägen und versuchen zu vermeiden, ein und dasselbe Produkt in verschiedenen Größen zu bestellen. Auch wenn der Kauf im ersten Moment vielleicht verlockend erscheinen mag, überlegt euch ganz genau, ob ihr das Produkt kauft, weil ihr es wirklich braucht, oder weil Kaufen kurzfristig Spaß macht.
Und zuletzt noch eine dringende Bitte, verschickt eure Katze nicht per Post.