Wer ist jetzt die neue „Chefin“ ?

Seit Herrn Krümels Verschwinden ist vielen Schüler*innen unklar, wer nun die Oberhand am Corvey hat. Da viele unsere neue kommissarische Schulleitung Frau Schmedemann noch nicht kennen, wollen wir ihr die Möglichkeiten geben, sich den Corveyaner*innen in diesem Interview näher vorzustellen.

Wenn Sie mit drei Adjektiven das Corvey beschreiben müssten, welche wären das?

Aufgeschlossen, kreativ und Entspannt. Wenn man hier in die Schule kommt, dann ist es nicht so laut wie auf vielen Schulhöfen, sondern es ist eine entspannte Arbeitsatmosphäre. Mir ist das beispielsweise aufgefallen bei einer Vertretungsstunde. Ich suchte die Klasse, die eigentlich vertreten werden sollte, fand sie nicht im Klassenraum, aber schließlich im Hof wo sie ganz selbständig an ihrem Material arbeitete. 

Was war Ihr erster Eindruck, als Sie das erste Mal unsere Schule betreten haben?

Es war eine unglaubliche Herzlichkeit da. Herr Krümel war ja der erste, der mich hier in Empfang genommen hatte und er hat natürlich sehr begeistert von seiner Schule erzählt. Das andere, was mich tatsächlich sehr eingenommen hat, war der Schulhof. Der ist sehr hübsch gestaltet, es gibt so viele Nischen hier und dadurch verteilen sich die Schülergruppen, je nachdem, was ihnen liegt.

Was mögen Sie an den Schülern?

Diese aufgeschlossene Atmosphäre, die kommt natürlich von den Schülern und Eltern. Da seid ihr ja ein Teil davon. Meine zweite Woche hier war direkt Mottowoche und das ist ja immer ein Ausnahmezustand und trotzdem waren die Schüler bei allem, worauf man sie angesprochen hat, ansprechbar und humorvoll.

Viele Corveyaner kennen sie noch gar nicht. Haben Sie vor sich den Schülern vorzustellen?

Ja, das ist tatsächlich zu kurz gekommen. Das habe ich auch in den ersten Wochen gemerkt. Ich dachte ursprünglich ich gehe spätestens in der zweiten Woche durch alle Klassen durch und stell mich vor. Das hab ich bei einem Teil der Klassen geschafft. Ganz unten und in einigen neunten Klassen war ich, doch dann kam so viel Arbeit, dass alle Termine, die ich mir so gesetzt hatte langsam zerbröckelten. Was ich deshalb gestern schon verabredet habe, war, dass ich mich mit dem Schülerratsteam regelmäßig treffe. Ich werde auch nächste Woche bei der Aschebergfahrt einmal vorbei schauen und es ist dringend nötig, dass ich einmal durch die Klassen gehe.

Was gefällt Ihnen nicht? Was würden Sie gerne an unserer Schule verändern?

Das Erste, wenn man irgendwo neu hinkommt, sind immer positive Erfahrungen, so hab ich das zumindest kennengelernt. Erst findet man dies toll und das angenehm. Die Sachen, die man eventuell schwierig findet, kommen erst später. Ich habe den Zeitpunkt noch nicht erlebt. Natürlich finde ich, dass einige Gebäude dringend saniert gehören, das ist aber auch in Planung und nichts was jetzt ansteht. Bislang habe ich aber positive Erfahrungen gemacht.

Haben Sie denn schon irgendwelche konkreten Pläne, was Sie am Corvey in den nächsten Wochen und Monaten verändern wollen?

Tatsächlich nicht. Das wäre auch vollkommen unangebracht, man ist in den ersten Monaten und eigentlich fast im ersten Jahr erstmal beschäftigt, die Organisation einer Schule zu verstehen. Wenn man von außen käme und sagt: „Wie das bei mir bislang funktioniert und geklappt hat, so machen wir das jetzt auch“, würde man auf allen Seiten berechtigt Widerstand erzeugen. Es hat ja einen guten Grund, warum die Schule so funktioniert oder sich so eingespielt hat, wie sie ist. Man muss eine Schule erst kennenlernen und sich Zeit dazu nehmen zu verstehen, wie diese Schule funktioniert. Dann kann man drüber nachdenken, aber nicht umgedreht.

Jetzt haben wir viel über Ihre Gedanken zur Schule gesprochen, aber wir möchten natürlich auch etwas über Sie erfahren. An welchen Schulen waren Sie vorher?

Da hab ich jetzt eine ganz lange Palette zu. Ich war längere Zeit im Ausland. Gleich am Anfang meiner Schullaufbahn war ich von 1995 bis 97 an der Deutschen Botschaftsschule in Peking. Das war eine interessante Zeit, weil damals auch die Schulen aus Ost- und Westdeutschland in Peking zusammengelegt wurden und das im Ausland zu beobachten, war ganz spannend. Ich war danach am Gymnasium Altona, wo auch die CTA -Ausbildung gemacht wird, was für mich als Biologie-Chemie-Lehrerin durchaus interessant ist. 2003 hab ich von meiner alten Schule in Peking nochmal einen Anruf bekommen, ob ich nicht Lust hätte, nochmal ein paar Jahre zu kommen und war dann tatsächlich wieder fünf Jahre in Peking. Da ist auch meine Tochter geboren. 2009 sind wir zurück und ich bin an´s Marion-Dönhoff-Gymnasium in Blankenese gegangen und habe dort die naturwissenschaftlichen Fächer koordiniert. Dann bin ich als stellvertretende Schulleiterin ans Gymnasium Hochrad gegangen und jetzt bin ich hier.

Wie kam es dazu, dass Sie jetzt unsere Schulleitung sind?

Ja, ganz skurril. Ich hatte schon vor Januar Gespräche mit der Schulaufsicht von Altona, da ich Interesse hatte in die Schulleitung zu gehen. Im Januar hatte ich dann nochmal ein Gespräch und am 28.02., glaube ich, bekam ich einen Anruf und wurde gefragt, ob ich nicht Lust hätte, kommissarisch hier die Schulleitung zu übernehmen. Hier sei ein sehr spezieller Zustand mit vielen kommissarischen Einsätzen und man bräuchte jemanden mit Schulleitungserfahrung, der Lust hätte in so eine Situation reinzuspringen.

Ich fand es im ersten Moment ein bisschen skurril und wollte gerne nochmal übers Wochenende darüber nachdenken, . Natürlich ist es für jemanden, der in so einer Situation einspringt , ein gewisses Risiko. Man kommt, arbeitet sich ein, lernt die Menschen kennen und hat keine Garantie, dass man anschließend bleibt. Insofern wollte ich  ein Wochenende Bedenkzeit haben . Dann hab ich mir gedacht, dass es ja auch ganz angenehm sein kann, die Arbeit  kennen zu lernen, bevor man sich bewirbt. Am Montag danach habe ich in der Schulbehörde angerufen und zugesagt.

Können Sie sich vorstellen auch länger als bis zum Sommer hier zu bleiben?

Kurz und knapp: Ja

Das ist doch ein schöner Abschluss. Vielen Dank für Ihre Zeit

Sehr Gerne.